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Musik-Projekt Bratislava
PhDr. Katarina Grunwald
Kultur verhält sich beinahe wie ein lebender Organismus: sie atmet, sie lernt und sie wächst, verwendet große Mühe darauf, um sich ständig zu vereinheitlichen, um sich die Anregungen, die sie beeinflußen und die ihr so nahe stehen, als ein Bestandteil ihres geistigen Reichtums anzueignen. Die geistige Welt des Einzelnen bilden nicht nur seine eigenen Gedanken, sondern auch die Gedanken und Erkenntnisse der Menschen, denen er begegnet ist, die Fakten, die ihn umgaben, von denen er lernte oder über die er las.
Die Musik war schon seit Urzeiten ein Kommunikationsmittel. Mit ihr hat man Trauer und Freude ausdrücken können, sie war und ist ein stiller oder lauter Begleiter in verschiedenen Situationen unseres Alltages. Daher haben wir im Rahmen des Projektes VECU mit dem Thema Musik entschieden, einen Fragenbogen auszuarbeiten, welchen wir 60 Schülern der Kunstschulen im Alter von 7 – 16 Jahren vorgelegt haben. Die Fragen haben deren Beziehung zur Musik und zum Tanz, also zu Formen der künstlerischen Aüßerung, umfaßt.
Auf die Frage, wie ihre Beziehung zur Musik entstanden ist und wie die musikalische Umgebung in der Familie war, hat die Mehrheit der Schüler geantwortet, daß zu Hause, im Familienkreis die Großmutter Volkslieder gesungen oder sie gelehrt hat Klavier zu spielen. Wenigstens ein Familienmitglied spielte auf einem Musikinstrument, die Kinder sangen und tanzten dazu. Dies hat sie so stark beeinflußt, daß sie selbst schon im zarten Kindesalter entschieden haben sich der Musik zu widmen. Manche Schüler wuchsen aus diesen Kinderträumen heraus, aber bei der Frage, ob sie seitens der Eltern trotzdem weiter gezwungen waren zu spielen, antworteten die Respondenten mit ja, und daß sie heute den Eltern dafür dankbar sind. Manche wiederum antworteten positiv auf die Frage, ob es ihr eigener Wunsch war, Musik zu studieren,. Sie üben fast immer freiwillig, oder mit der Anmahnung der Eltern, mit Zwang und gegen den eigenen Willen gab es nur je eine Antwort.
Ein Schüler erinnerte sich, daß er als kleines Kind mit den Eltern zum Zelten gegangen war, wo am Lagerfeuer auf der Gitarre gespielt und gesungen wurde. Dieses wunderschöne Kindheitserlebnis hat ihm bei der Schulauswahl geholfen – er besucht die mittlere Kunstschule, Fach Klavier und Gitarre. Eine andere Schülerin wuchs in einer total unmusikalischen Umgebung auf, aber nach der Ankunft in Bratislava und bei den Möglichkeiten, die die Hauptstadt im Rahmen des Kunstunterrichts bietet, hat sie sich entschieden, sich der Musik zu widmen, welche sie bis dahin nur aus dem Radio, den CD´s und vom Fernsehen gehört hatte.
Da unter unseren Respondenten auch Kinder im Alter ab 7 Jahren sind, haben wir die Frage gestellt: Wie war es im Kindergarten? In der Vorschule? Wir haben einige nette Antworten erhalten wie: “Tante Miska hat für uns in der Vorschule gespielt und gesungen und so wollte ich, daß die Eltern mich hier anmelden.“ (es ist die Grundkunstschule gemeint). Andere Kinder sangen im Kindergartenchor oder haben einen Tanzkreis besucht. Sie spielten Flöte und andere leicht hantierbare Musikinstrumente. Aus dem Fragebogen geht hervor, daß die Kinder sich schon im Alter von 4 Jahren mit Musik beschäftigt haben.
Alle Schüler kennen Noten. Fast jeder von ihnen hat schon konzertiert.
Neben der Musik widmen sich einige Schüler dem Tanz. Ich habe zwei Studenten des Konservatoriums im Fach Tanz über deren Vorstellung vom Beruf des Tänzers befragt. Leider, waren die Antworten nicht optimistisch, die Hoffnung auf ein Engagement in einer Kunstgesellschaft ist minimal. Nur die Liebe zum Tanz motiviert sie zum weiteren Studium und die Hoffnung, daß sie nach Beendigung des Studiums doch noch eine Stelle finden.
Die Schüler der höheren Klassen betrachten die Musik und ihr Studium eher als Hobby, professionell wollen es nur drei Respondenten weiter tun. Für alle Respondenten spielt die Musik auch im Alltag eine große Rolle. Außerhalb der Schule hören sie täglich, immer und überall Musik aus dem Radio, CD-Spieler, tragbare CD-Spieler (evtl. Minidisk, Ipod, ....). Sie hören sie, wenn sie traurig sind, sie fühlen sich bei ihr frei, angenehm und sie können bei ihr besser denken. Dadurch, daß sie sich im Unterricht viel mit klassischer Musik beschäftigen müssen, kompensieren sie es in der Freizeit mit ihrer Lieblingsmusik wie HIP-HOP, RnB, Soundtracks und Lieder nach Auswahl. Nationalmusik war nur eine Antwort.
Konzerte verschiedener Interpreten, Veranstaltungen von Theatergesellschaften, etc., also Bestandteile des alltäglichen Musiklebens üben auf die Kunsentwicklung unserer jungen Generation einen großen Einfluß aus. Und auch wenn sie viele Medienträger besitzen, wie CD´s, Schallplatten oder Lieder im Computer, sind sie bereit für ein Live-Konzert ca. 30 – 70.—Euro, für ein außergewöhnliches Konzert sogar um die 100.- Euro auszugeben. Sie nehmen auch eine längere Fahrt in Kauf.
Die jungen Kunstadepten sind gierig,nach neuen künstlerischen Erlebnissen. Sie ahmen nach oder sind selbst schöpferisch tätig, wobei sie Beharrlichkeit und Ausdauer lernen, denn bis zu einem guten und anerkannten Künstler führt ein steiniger Weg, welchen auch der geborene Virtuose durschreiten muß. Vielleicht wird eines Tages irgendeiner von unseren Respondenten eine große, berühmte Kunstpersönlichkeit, wer weiß?