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Beerdigungsbräuche
Krystyna Jaron, U3A Wroclaw
Noch in der II. Hälfte des XX. Jahrhunderts haben sich die Beerdigungsbräuche auf dem Land und in der Kleinstadt von der Großstadt unterschieden. Auf dem Land blieb die verstorbene Person 2-3 Tage im Haus, bis zur Beerdigung. Die Leiche stand im offenen Sarg auf einer Erhöhung und in den 4 Zimmerecken brannten große Weihkerzen. Während dieser Zeit kamen Nachbarn und Bekannte sich von dem Toten verabschieden und der Familie ihr Beileid aussprechen. Am Tage der Beerdigung wurde der Sarg mit der Leiche in die Kirche gebracht, wo eine Trauermesse für den Toten gelesen wurde. Der weitere Verlauf der Zeremonie ist unveränderlich bis heute. Nach der Messe begleiten alle Anwesenden im Trauerzug den Verstorbenen an den Beerdigungsplatz auf dem Friedhof – meistens bei der Kirche – wo er beigesetzt wird. Während des Trauerzugs werden Trauerlieder gesungen, oder bei Beerdigung bedeutenderer Personen spielt eine Kapelle. Am Grabe wird manchmal auf der Trompete ein gewünschtes Lied gespielt. Oft ist es die,,Stille‘‘. Danach werden von den Trauernden Kränze und Sträuße am Grab niedergelegt und die Grablichter angezündet. Nach der Beerdigung lädt die Familie – gemäß ihren materiellen Mitteln – Nachbarn und Bekannte zum Mittagessen oder zu einem Imbiß ein.
In der Stadt werden alle Formalitäten, verbunden mit einer Beerdigung, vom Standesamt bis zum Friedhof, von Bestattungsinstituten erledigt. Dadurch geht alles organisierter vor sich. Nach Feststellung des Todes durch den Arzt, wird der Verstorbene mit dem Auto des Bestattungsinstitutes abgeholt und im Kühlraum aufbewahrt. Wenn der Tod im Krankenhaus erfolgt, bleibt die Leiche in der Leichenhalle des Krankenhauses. Am Tage vor der Beisetzung holt das Institut die Leiche – zwecks Beerdigung oder Einäscherung- ab. Die Familie muß dementsprechend eher die Kleidung für den Verstorbenen beschaffen. Die Trauermesse wird meistens vor der Beerdigung – in der Pfarrkirche – bei Ausstellung des Sarges oder der Urne gelesen. Danach wird der Sarg oder die Urne in die Friedhofskapelle gebracht, von wo nach kurzer Andacht die Leiche an die Grabstelle begleitet wird. Auf den großen Gemeindefriedhöfen findet jede ½ Stunde eine Bestattung statt.
Gegenwärtig wartet die Familie nicht mehr auf das Formen des Grabes, sondern legt die Kränze und Sträuße auf ein spezielles Gitter – auf dem Grabe – nieder. Nach dem Anzünden der Grablichter verläßt die Familie den Friedhof und die Totengräber formieren das Grab.
Danach trifft sich die Familie und die eingeladenen Gäste beim Leichenschmaus zu Hause oder in einem Restaurant. Meistens ist dies das Mittagessen, während dem auf dem Tisch Kerzen und Grablichter brennen, manchmal stellt man auch Fotos der verstorbenen Person auf den Tisch. Der Tod von bekannten und verdienten Personen wird durch Todesanzeigen in der populären Presse veröffentlich. Im allgemeinen hat jeder Verstorbene seine Todesanzeige an der Haustür sowie in den Schaukästen der Pfarrei und am Eingang zum Friedhof. Sie enthält außer Geburts- und Todestag, das Datum, die Stunde und den Ort der Totenmesse sowie der Beerdigung. Manche Familien wünschen sich keine Beileidsausdrücke auf dem Friedhof, was sie in der Todesanzeige bekannt geben.
Seit ein paar Jahren werden auf dem Friedhof vom Bestattungsinstitut Visitenkarten an die Anwesenden verteilt, wo außer der Adresse des Instituts die Personalien der verstorbenen Person, das Friedhofsfeld und die Grabnummer angegeben sind, mit Bitte um Gebet.
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Oktober 2009